Diabetes: Bald nur noch ein Humaninsulin verfügbar
Humaninsuline verschwinden zunehmend vom Markt
Zwei von drei Anbietern von Humaninsulin haben in den letzten Jahren angekündigt, die Produktion einzustellen.1 Stattdessen konzentrieren sie sich auf die sogenannten Insulinanaloga, die im Vergleich zu Humaninsulin leicht veränderte Eigenschaften haben.
Nach Einschätzung des arznei-telegramms ist der Vorteil von Insulinanaloga höchstens klein: So kommt es bei Menschen mit Typ-1-Diabetes mit dem langwirksamen Insulin nur etwas seltener zu Unterzuckerungen. Für dieses und andere langwirksame Insulinanaloga ist das bei Typ-2-Diabetes allerdings nicht gesichert, gleiches gilt auch für kurzwirksame Insulinanaloga bei beiden Diabetes-Formen. Insgesamt gibt es keine überzeugenden Hinweise darauf, dass mit Insulinanaloga die Stoffwechseleinstellung besser wäre oder Folgekomplikationen seltener.2
Dennoch haben es die Anbieter durch geschicktes Marketing geschafft, dass Insulinanaloga immer häufiger verschrieben werden: Inzwischen nutzen in Deutschland nur noch etwa 10 Prozent der Menschen mit Diabetes Humaninsulin, 2012 waren es noch 50 Prozent. Dahinter stecken wirtschaftliche Motive: In Deutschland müssen die Anbieter den gesetzlichen Krankenkassen deutliche Rabatte geben, da wegen der geringen oder gar fehlenden Vorteile die Kassen für Insulinanaloga nur so viel wie für Humaninsulin zahlen. Wenn Humaninsuline vom Markt verschwinden, dürfte dieser Preisanker entfallen.
International können die Anbieter für Analoginsuline deutlich höhere Preise aufrufen. Bereits jetzt bleiben im Globalen Süden daher viele Menschen mit Diabetes wegen hoher Kosten für Insulin unversorgt. Trotzdem treiben die Hersteller die Umstellung auf Analoginsuline auch in ärmeren Ländern voran. Dabei kosten sie dort oft ein Mehrfaches von Humaninsulin.3
Stand: 14. März 2025 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2025 / S.14