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© Yair Haklei

Chronische Prostataentzündung: Wenn’s beim Manne zwickt

Entzündungen im Bereich der Harnwege und Geschlechtsorgane kommen bei Männern immer wieder mal vor, nicht nur bei Frauen (GPSP 2/2011 S. 12 und 1/2012 S. 3). Zwar ist die Blase bei Männern selten betroffen, aber jeder zehnte bis zwanzigste Mann leidet an einer chronischen Entzündung der Vorsteherdrüse (Prostata).

Wenn Bakterien eine akute Prostatitis ausgelöst haben, ist die mit Antibiotika meist rasch ausgeheilt. Aber es gibt auch langwierige Verlaufsformen. Hierzu zählt neben der klassischen chronischen Prostatitis, die eindeutig auf das Konto von Bakterien geht, das sogenannte chronische Beckenschmerzsyndrom. Seine Symptome sind zwar ähnlich, aber es fehlen typische Hinweise auf eine bakterielle Infektion wie Entzündungszeichen im Blut. Die Ursachen dieser hartnäckigen Entzündung sind bisher nicht genau bekannt.1

Beide chronischen Erkrankungen verursachen diffuse Schmerzen oder zumindest unangenehme Gefühle im Beckenbereich. Häufig ist das Sexualleben beeinträchtigt, es kann zum Beispiel zu einer Erektionsschwäche oder schmerzhafter Ejakulation kommen. Von einer chronischen Form spricht man, wenn diese Beschwerden während eines halben Jahres wenigstens drei Monate lang bestehen. Andere Erkrankungen muss der Arzt oder die Ärztin ausschließen, um die richtige Diagnose zu stellen – beispielsweise eine (akute) Harnröhrenentzündung, Harnblasenkrebs oder eine neurologisch bedingte Blasenschwäche (Bandscheibenvorfall, Multiple Sklerose u. a.).

Wodurch eine chronische Prostatitis, die die Lebensqualität manchmal erheblich beeinträchtigt, beim Einzelnen entstanden ist, lässt sich oft nicht klären. Von der Harnröhre aufsteigende Infektionen und Veränderungen der Prostata, die den Sekretabfluss behindern, können ausschlaggebend sein. Die Erkrankung kann daher rühren, dass beim Wasserlassen Urin in die Prostatakanälchen eintritt. Aber auch eine erbliche Veranlagung soll eine Rolle spielen können.

Um dem Problem auf den Grund zu gehen, wird der Urologe die Prostata vom Mastdarm aus abtasten. Sicher wird eine Ultraschalluntersuchung gemacht, der Harnfluss gemessen und natürlich der Urin untersucht, und zwar vor und nach einer so genannten Prostatamassage. Wenn keinerlei Zeichen einer Infektion bzw. Entzündung erkennbar sind, kann es sich durchaus um psychosomatische Beschwerden handeln.

Zur Behandlung gibt es viele praktische Empfehlungen, aber für beide chronische Erkrankungsformen nur wenig wissenschaftliche Begründungen. Zirka 90 % der vorhandenen Studien halten einer kritischen Prüfung wegen methodischer Mängel nicht stand.1 Aus den verbleibenden lassen sich folgende Empfehlungen ableiten:1 Als Medikamente kommen so genannte Alpha-Rezeptorenblocker in Frage, die vorwiegend auf die Prostata wirken und die auch bei einer gutartigen Prostatavergrößerung eingesetzt werden. Eines der Mittel ist Tamsulosin, auch wenn es für diesen Zweck in Deutschland nicht zugelassen ist. Wenn nachweislich eine bakterielle Entzündung besteht, wird meist zusätzlich ein Antibiotikum verordnet, das für die Prostata geeignet ist. Zuvor sollte der Arzt austesten, ob die Bakterien auf den Wirkstoff ansprechen. Insgesamt sollte die Behandlungszeit möglichst kurz sein, damit die Bakterien gegen die eingesetzten Wirkstoffe nicht so leicht resistent werden (GPSP 1/2012, S. 3). Manchmal benötigen Patienten zeitweise ein entzündungshemmendes Schmerzmittel. Wichtig ist, dass der Stuhlgang durch ballaststoffreiche Kost oder ggf. auch einmal für kürzere Zeit durch Abführmittel reguliert wird.

Falls sich in der Samenflüssigkeit oder im Urin des Mannes Chlamydien befinden, die bei Frauen häufiger vorkommen und vaginale Beschwerden verursachen, sollte auch die Partnerin das passende Antibiotikum einnehmen.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2013 / S.07