Chia-Samen
Keine Belege für gesundheitlichen Nutzen
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Chia-Samen werden als Lebensmittel in Bioläden, Reformhäusern, Supermärkten und Online angeboten.
Was sind Chia-Samen?
Die dunkelbraunen Körner sind die Früchte einer mexikanischen Salbei-Art (Salvia hispanica). Die Pflanze wird in Mittel- und Südamerika sowie Australien kommerziell angebaut. Chia darf seit 2009 in Europa als „neuartige Lebensmittelzutat“ für Brot verwendet werden.1 2013 wurde auch der direkte Verkauf an die Verbraucher erlaubt.2 Das Kilo kostet 10 € bis 25 €, in Kleinstpackungen fast 50 €.
Was wird versprochen?
Chia wird als „Superfood“ und „Powerkorn“ beworben. Viele Zeitschriften und Online-Angebote heben „besonders gesunde Eigenschaften“ hervor.3 Die Webseite www.chia-samen.info zählt auf: „überdurchschnittlich reich an Antioxidantien, Proteinen, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen [und das] höchste Omega-3-Vorkommen überhaupt […] Laut einer Studie […] haben Chia Samen einen natürlichen blutverdünnenden Effekt, der das Risiko eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts deutlich senkt.“ Chia hilft angeblich beim Abnehmen, soll den Cholesterinspiegel senken, bei Arthrose nützen, Blutzucker regulieren und die Wundheilung fördern.
Was ist belegt?
Chia ist ein „Pseudogetreide“. Wegen seines hohen Fettsäurengehalts zählt es, wie Leinsamen, zu den Ölsaaten. Chia enthält Ballaststoffe, die mit Wasser stark gelartig aufquellen. Die Samen sollen deshalb stets mit viel Flüssigkeit konsumiert werden. Da über Langzeitwirkungen nichts bekannt ist, empfiehlt die Europäische Kommission aus Sicherheitsgründen, täglich nicht mehr als 15 Gramm zu essen.
Inhaltsstoffe wie Fettsäuren, Eiweiß, Mineralien und Vitamine stecken auch in anderen Nahrungsmitteln. Die Betonung von Anbietern, bestimmte Bestandteile seien in besonders großer Menge enthalten, verliert an Bedeutung, wenn man den Tageskonsum von 15 Gramm Chia zugrunde legt: Der Eiweißgehalt entspricht dem von 9 Gramm Emmentaler Käse, die Menge an Vitamin C findet sich in einem Portiönchen Apfel von 2 Gramm, und die Menge an Magnesium steckt in zwei Scheiben Mischbrot.
Die wenigen Ernährungsstudien mit Chia lassen keine Rückschlüsse auf einen gesundheitlichen Nutzen zu. Der Konsum in den Studien lag deutlich über 15 Gramm, und es waren nur sehr wenige Personen beteiligt. Die Publikationen offenbaren ein generelles Problem von vielen ernährungsmedizinischen Untersuchungen: Sie liefern häufig nur Laborwerte. Wenn z.B. eine Studie nahelegt, Chia könne möglicherweise den Blutdruck senken, besagt das wenig. Ein relevanter gesundheitlicher Vorteil wäre es, das Risiko eines Herzinfarkts zu senken – aber das wird in den Studien gar nicht untersucht.
Was sagt GPSP?
Chia-Samen sind ein neues, relativ teures Lebensmittel ohne Eigengeschmack. Wer möchte, kann diese exotische Zutat in der Küche verwenden. Eine Vermarktung als „Superfood“ ist Humbug und der Verkauf in teuren Portionsbeutelchen als „Chia Shot“ mit dem Slogan „für mehr Vitalität und Wohlbefinden“ 4 Geschäftemacherei.
Stand: 22. Dezember 2015 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2016 / S.07