Deutsche Gesundheitshilfe
Hinter scheinbar neutralen Patienteninformationen können Verkaufsinteressen stehen. Wir haben eine Anzeige und einen Ratgeber der „Deutschen Gesundheitshilfe“ zu „Krämpfen, Verspannungen und Muskelschmerzen“ unter die Lupe genommen. Auf ihren Webseiten bezeichnet sich die Deutsche Gesundheitshilfe als „unabhängig“. Allerdings hat die Organisation eine Partnerschaft mit der „Marketing Gesellschaft Deutscher Apotheker“ und propagiert mit Chinin ein zweifelhaftes Mittel gegen Wadenkrämpfe und andere Beschwerden.
- Partnerschaft: Die „Deutsche Gesundheitshilfe“ ist keineswegs so unabhängig wie es scheint. Ihr Partner ist die „Marketing Gesellschaft Deutscher Apotheker“ (MGDA). „Die MGDA und die MGDA-Partnerfirmen unterstützen die Apothekerschaft mit gezielten Marketingmaßnahmen […]“ 3
- Gut verträglich? In Australien wurde 2004 für Chinin- Präparate die Indikation „nächtliche Wadenkrämpfe“ gestrichen. Auslöser waren insgesamt 228 Nebenwirkungsmeldungen zu Thrombozytopenien (Verringerung der Blutplättchenzahl und verstärkte Blutungsneigung), sechs davon verliefen tödlich.1 Auch die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA warnte kürzlich wegen schwerwiegender Sicherheitsbedenken und Todesfällen in Verbindung mit nicht zugelassenen Chinin-Präparaten. In den USA sind Chinin-haltige Medikamente ausschließlich zur Behandlung der Malaria zugelassen.2
- Offiziell etablierter Wirkstoff? Chinin ist ein Altarzneimittel, das in einer Zeit in den Handel kam, als es noch keine amtliche Überprüfung auf Nutzen und Risken gab. Das muss nachgeholt werden. Deshalb steht in der Fachinformation: „Die behördliche Prüfung auf pharmazeutische Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit ist noch nicht abgeschlossen.“5
- Liaison: Der „Ratgeber“ der Deutschen Gesundheitshilfe ist von einem Dr. Wolfgang Grebe verfasst und präsentiert Chinin „als Mittel der Wahl“. unabhängig sei. Der Leser erfährt nicht, dass Dr. Grebe auf einer Pressekonferenz des Chinin-Herstellers Casella-med aufgetreten ist.4
- Ungenannte Risiken: In vielen Situationen darf Chinin nicht eingenommen werden, z.B. in der Schwangerschaft.
Stand: 1. Juni 2007 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2007 / S.05