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Schizophrenie: Musizieren als Therapie tut gut

Schizophrenie-Kranken helfen die üblichen Medikamente oft nicht ausreichend. Wer im Rahmen einer professionellen Musiktherapie ein Instrument spielt, kann seine Beschwerden wie Antriebslosigkeit und eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit lindern und sein Lebensgefühl deutlich verbessern.

Viele Menschen mit Schizophrenie müssen sogenannte Neuroleptika einnehmen, meistens Jahrzehnte lang. Die positiven Auswirkungen bleiben leider häufig weit hinter den Erwartungen zurück. Insbesondere die Abstumpfung der Gefühle und die Antriebslosigkeit als Folge der Erkrankung bessern sich durch Neuroleptika oft nur wenig, auch wenn die Pharmawerbung viel verspricht (GPSP 2/2008, S. 16).

Auf der anderen Seite ist mit mehr oder weniger schweren unerwünschten Wirkungen der Medikamente zu rechnen. Deshalb werden zunehmend die Möglichkeiten nicht-medikamentöser Therapien ausgelotet.1 Sie haben ergänzenden Charakter, wie etwa die Therapie mit Musikinstrumenten, für die bereits einige wissenschaftliche Studien vorliegen. Die Musiktherapie nutzt das Beziehungsnetz, das sich beim Musizieren mit anderen entwickelt, um so die Kommunikation zu fördern. Musizieren macht es möglich, auch ohne Worte eine Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen und Gefühle auszudrücken, über die ein schizophrener Patient sonst nur schwer sprechen kann.

Acht Studien mit insgesamt 483 Betroffenen wurden jetzt gemeinsam ausgewertet, in denen allerdings die Dauer der Therapie von 7 bis 78 Stunden über einen Zeitraum von 1 bis 4 Monaten sehr unterschiedlich war.2 Das Ergebnis: Eine zusätzliche Musiktherapie durch einen qualifizierten Therapeuten oder eine Therapeutin besserte das Wohlbefinden deutlich. Auch die akuten und chronischen Symptome wie Denkstörungen sowie die soziale Kompetenz entwickelten sich günstig. Deutlich verringerten sich Depression und Angst im Vergleich zur rein medikamentösen Therapie. Die Effekte waren besonders gut, wenn Betroffene mindestens 20 oder mehr Musik-Therapiestunden hatten. Vermutlich aktiviert das Musizieren andere Teile des Gehirns als dies Worte oder Medikamente vermögen.

Die Erstattung der Musik-Therapiekosten muss bei den gesetzlichen Krankenkassen beantragt werden, was diese oft wegen der bisher fehlenden Anerkennung als wissenschaftlich basiertes Verfahren ablehnen. Privatpatienten haben eine größere Chance auf Kostenerstattung.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2012 / S.10