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Alternative Therapien

Simon Singh, Edzard Ernst: Gesund ohne Pillen – Was kann die Alternativmedizin? Carl Hanser Verlag 2009, 400 Seiten, 21,50 €

In Buchhandlungen stapeln sich Ratgeber zu Homöopathie, Bachblüten,  Kraniosakraltherapie oder Reiki. All die „alternativer Therapien“ außerhalb der wissenschaftlich begründeten Medizin finden dort ein unkritisches Sprachrohr. Als Leser denkt man leicht: Ausprobieren kann nicht schaden, ist ja alles natürlich.

Wer sich differenziert mit alternativen Therapien auseinandersetzen möchte, dem empfehlen wir die Neuerscheinung „Gesund ohne Pillen – Was kann die Alternativmedizin?“. Der Autor Edzard Ernst, Professor für Komplementärmedizin in Großbritannien, lehnt die Methoden nicht rundweg ab. Als Arzt hat er selbst jahrelang Akupunktur und Homöopathie praktiziert. Aber er legt heute die gleiche strenge Mess­latte an die Alternativmedizin an, wie sie auch für die moderne Medizin gelten muss.
Sehr gründlich erläutert er die wichtigsten Fragen, denen sich alle Behandlungsmethoden stellen müssen: Ist das Konzept nach aktuellem Stand der Wissenschaft schlüssig? Wirkt die Behandlung? Und wirkt sie besser als Plazebo? Welche Nebenwirkungen können eintreten? Dieses Buch macht es möglich, das wissenschaftliche Bewertungsschema medizinischer Therapien zu verstehen. Dafür sorgt auch der Ko-Autor, der Wissenschaftsjournalist Simon Singh.

Einziger Wermutstropfen: Der methodische Ansatz einer wissenschaftlich belegten „Wahrheit“ wird manchmal etwas arrogant präsentiert. Zwar ist die Wissenschaft zur vernünftigen Beurteilung des Nutzens (und Schadens) von Behandlungsmethoden unverzichtbar, beantwortet aber nicht alle Fragen und entwickelt sich weiter.

Anhand von Aderlass, Akupunktur, Homöopathie und Chiropraktik wird die Methodik der Bewertung erläutert. Historische Hintergründe und Akzeptanz werden anschaulich dargestellt. Kurzportraits von 30 Behandlungsmethoden runden das Buch ab. Für alle besprochenen Therapien wird klar benannt: Was ist belegt, was ist widerlegt, und wo gibt es noch Forschungslücken. Wer bereit ist, vielleicht auch liebgewonnene Therapien auf den Prüfstand der Wissenschaft zu stellen, sollte zu diesem Buch greifen. Und natürlich jeder, der verstehen will, wie diese Prüfung funktioniert.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2009 / S.11