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Lugolsche Lösung

Anbieter

Verschiedene Internetanbieter. Auch Fertigung auf Wunsch in Apotheken oder eigene Herstellung möglich.

Was ist Lugolsche Lösung?

Die Lösung besteht aus Wasser, Jod und Kaliumjodid.

Was wird versprochen?

Schutz vor Brustkrebs, Heilung von Pilzinfektionen, „natürliche Heilung“ von Schilddrüsenproblemen1 – die Versprechungen über die Heilkraft von Jod sind vielfältig. Lugolsche Lösung wird als einfach zu handhabende und sichere Möglichkeit der Selbstmedikation und als gesunde Nahrungsergänzung angepriesen. Eine wichtige werbende Rolle dürfte das Buch „Die Jodkrise: Wie das neue Wissen über ein uraltes Heilmittel Ihr Leben retten kann“ der Autorin Lynne Farrow spielen. Vielversprechend fasste die Buchankündigung zusammen: „Die Nahrungsergänzung mit Jod kann viele Krankheiten aufhalten und sogar heilen. Jod ist ein Heilmittel, das sich seit 15.000 Jahren bewährt hat!“2

Auf  Webseiten finden sich stark voneinander abweichende Empfehlungen zur Dosierung der Lugolschen Lösung. Während ein Internetforum vorsichtig zu einem Tropfen alle fünf Tage rät 3, sind es bei anderen Foren gleich mehrere Tropfen täglich 4.

Was ist belegt?

Lugolsche Lösung wurde früher in verschiedenen Konzentrationen medizinisch verwendet, beispielsweise zur Vorbereitung von Kropfoperationen. Heute werden stattdessen zur inneren Anwendung exakt dosierte Kaliumjodidtabletten genutzt.

Äußerlich wird Lugolsche Lösung auf die Haut aufgetragen, um die Stärke der Schweißproduktion zu messen (Minorscher Schwitztest). Auch im Labor nutzt man Lugolsche Lösung, etwa zum Stärkenachweis.

Was sagt GPSP?

Im Alltag hat Lugolsche Lösung nichts zu suchen. Wer Menschen die Einnahme empfiehlt, riskiert, sie damit zu vergiften. Ein Gramm oder ein Milliliter der Lösung enthält 50 mg Jod. Bereits ein Tropfen davon (2.500 µg) ist mehr als das Zehnfache der Menge, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung für die tägliche Aufnahme für Erwachsene empfiehlt (180-200 µg).5

Funktionsstörungen der Schilddrüse und übliche Folgeerkrankungen müssen in einer Arztpraxis behandelt und kontrolliert werden. (GPSP 4/2014, S. 19) Dabei wird regelmäßig überprüft, wie sich eventuell verordnete Medikamente auf den Gesundheitszustand auswirken. Gegenüber den Versprechungen selbst ernannter „Jod-Heilkundler“ ist mehr als Skepsis angebracht. Da werden wissenschaftliche Halbwahrheiten mit Verschwörungstheorien und dem Konzept einer angeblich naturnahen Selbstheilung vermengt.

GPSP warnt davor, Lugolsche Lösung auf eigene Faust einzunehmen. Es besteht die Gefahr von Vergiftungen und unerwünschten Folgeerkrankungen.

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2016 / S.22