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© SDI Productions/ iStockphoto.com

Alles light oder was?

Was Angaben auf Lebensmittelverpackungen wirklich aussagen

Lieber Kochschinken oder doch die „leichte Geflügel-Salami“ mit „30 Prozent weniger Fett“? Wer Kalorien zählt und sich bei der Salami auf der sicheren Seite wähnt, greift beim Wochenendeinkauf schnell daneben. Das verrät aber erst ein Blick ins Kleingedruckte auf der Rückseite der Verpackung: Pro 100 Gramm enthält der Kochschinken drei Gramm Fett, bei der Salami sind es 18 Gramm, also sechsmal so viel.1

Obwohl diese Salami viel mehr Fett enthält als der Kochschinken, darf sie dennoch mit einem verringerten Fettgehalt werben: Denn weniger Fett ist nur beim Vergleich mit anderen handelsüblichen Salami-Sorten enthalten, nicht beim Vergleich mit allen anderen Wurstsorten.

Gesetzlich geregelt

Wer im Supermarkt genau hinschaut, findet viele solcher Beispiele. EU-weit gibt es einheitliche Vorgaben, wie Anbieter von Lebensmitteln mit den Nährwerten werben dürfen:2 Das betrifft etwa Aussagen zur Energie (also den Kalorien) sowie zum Gehalt an Fett, Zucker, Ballaststoffen oder Kochsalz.

In einigen Fällen gibt es klare Grenzwerte: So darf ein Produkt, das als „zuckerarm“ beworben wird, pro 100 Gramm nicht mehr als fünf Gramm Zucker bei festen Lebensmitteln oder 2,5 Gramm Zucker bei flüssigen Lebensmitteln enthalten. Bei anderen sind es dagegen relative Angaben: „Fettreduzierte“ Lebensmittel müssen mindestens 30 Prozent weniger Fett enthalten, „zuckerreduzierte“ Produkte entsprechend mindestens 30 Prozent weniger Zucker als vergleichbare Lebensmittel (also zum Beispiel andere Salami, andere Joghurts, andere Müsli-Sorten).

Ganz leicht?

Geregelt ist außerdem, dass Produkte mit der Bezeichnung „light“ oder „leicht“ kennzeichnen müssen, auf was sich diese Angabe bezieht: Also zum Beispiel weniger Kalorien, weniger Fett oder weniger Zucker. Eine „Light“-Limonade, die zuckerreduziert ist, muss beispielsweise mindestens 30 Prozent weniger Zucker enthalten als ein vergleichbares Süßgetränk.

Ampel im grünen Bereich?

Seit Herbst 2020 findet sich auf der Verpackung mancher Lebensmittel noch eine weitere Kennzeichnung, die Verbraucher:innen eine Entscheidung in Sachen Ernährung erleichtern soll: Der Nutri-Score ist eine farbige Skala mit der Einteilung von A (grün) bis E (rot) – dabei steht grün für eine eher bessere und rot für eine eher schlechtere Nährstoffbilanz. Gedacht ist der Nutri-Score vor allem für stark verarbeitete Lebensmittel oder solche mit zahlreichen Zutaten, also etwa Müsli, Aufbackpizza oder Fertiggerichte.

Für den Nutri-Score berechnen die Anbieter nach verbindlichen Vorgaben einen Punktwert: Pluspunkte gibt es etwa für viele Ballaststoffe oder Zutaten wie Obst und Gemüse. Minuspunkte für ungünstige Inhaltsstoffe wie Salz, gesättigte Fettsäuren oder Zucker. Diese Punkte werden dann miteinander verrechnet, daraus resultiert die Einstufung zwischen A und E. Derzeit ist die Kennzeichnung mit dem Nutri-Score für Anbieter freiwillig, was Verbraucherschutzverbände kritisieren.3 Übrigens: Für unverarbeitete Lebensmittel – also zum Beispiel Obst, Gemüse, eine Flasche Speiseöl oder ein Paket Zucker – ist der Nutri-Score nicht vorgesehen.

Vorsicht Denkfehler

Aufgepasst: Wenn etwa ein „leichter“ Joghurt weniger Fett enthält, kann dennoch der Zuckergehalt deutlich höher sein als bei anderen Joghurts. Das verrät wieder nur der Blick ins Kleingedruckte. Und der Griff zur „Light“-Limonade erspart auch nicht das Nachdenken darüber, ob Wasser oder Tee für den regelmäßigen Verzehr nicht eine noch bessere Wahl wären.

Auch der Nutri-Score eignet sich nicht als Faustregel zur gesunden Ernährung: Für einen herkömmlichen Apfel fällt die Bilanz von Kalorien, Nährstoffen und Vitaminen besser aus als für das Müsli mit getrockneten Äpfeln, egal ob der Nutri-Score jetzt auf C oder D steht.

Fazit

Bei Angaben wie „leicht“, „fettreduziert“ oder einem vermeintlich günstigen Nutri-Score lohnt dennoch der Blick in die genauen Nährwert-Angaben auf der Packung. Nur so lässt sich zweifelsfrei herausfinden, wie viel Zucker oder Fett tatsächlich enthalten sind.

Diese fettreduzierte Geflügel-Salami mit 30% weniger Fett enthält trotzdem noch 18 Gramm Fett pro 100 Gramm.
Dieser normale Kochschinken enthält nur 3 Gramm Fett.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2021 / S.16