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© ananaline/iStock

Überaktive Blase: Vorteil durch Training

Eine überaktive Blase ist belastend: Sie schickt Betroffene sehr häufig zur Toilette, der Druck ist erheblich, nachts heißt es extra aufstehen, und es kommt vor, dass unfreiwillig Harn abgeht. Was tun? Ärzte verordnen oftmals Arzneimittel gegen solche Miktionsstörungen, entweder einen Alpha-Blocker oder ein Anticholinergikum. Bei Frauen werden zusätzlich Botox-Injektionen ausprobiert. Der Effekt dieser Mittel, die unter anderem auf die Muskelspannung der Blase und Harnwege wirken, ist aber begrenzt, und mit Nebenwirkungen ist zu rechnen.

Dass ein Training der Muskulatur des Beckenbodens und weitere Strategien zu Kontrolle des Harndrangs helfen, eine überaktive Blase in den Griff zu bekommen, ist bekannt. Doch wie effektiv gezieltes Training ist, war bisher nicht vergleichend untersucht worden. Nun aber berichtet DER ARZNEIMITTELBRIEF von einer US-Studie mit rund 200 Männern von im Mittel 65 Jahren, die wegen Miktionsstörungen einer von drei Behandlungsstrategien nach dem Zufallsprinzip zugeteilt worden waren:3

  • Verhaltenstraining zur Harnkontrolle und Beckenbodengymnastik
  • Arzneimitteltherapie mit dem Alpha-Blocker Tamsulosin und dem Anticholinergikum Tolterodin
  • Kombination von Verhaltens- und Arzneimitteltherapie.

Nach sechs Wochen zeigte sich, dass gezieltes Training deutlich effektiver war als die reine Arzneimitteltherapie. Das galt für die Häufigkeit der Toilettengänge (Miktionen) und nächtliches Aufstehen zum Wasserlassen (Nykturien). Beides nahm durch Verhaltenstraining stärker ab als durch Medikamente.

Am effektivsten war – auch auf längere Sicht (12 Wochen) – allerdings die Kombinationstherapie. Das galt ebenfalls für Inkontinenz­episoden mit unfreiwilligem Harnabgang. Auf den Harndrang selbst hatte keine der drei Strategien einen günstigen Einfluss.

Die Ergebnisse sprechen dafür, eine Behandlung mit Physio- und Verhaltenstherapie zu beginnen. Reicht der Effekt nicht aus, käme ein Alpha-Blocker infrage, der möglichst verträglich dosiert sein sollte. Von Anticholinergika ist abzuraten.

Botox bei Blasenschwäche
GPSP 1/2015, S. 12

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2020 / S.14