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© ananaline/iStock

„Erkältungsspray“ – Sinnlos und gefährlich

Endlich passiert was: Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat einen Ausschuss, der die Risiken bereits zugelassener Arzneimittel überwacht. Und dieser Ausschuss (PRAC = Pharmacovigilance Risk Assessment Committee) setzt sich nun endlich dafür ein, dass der Wirkstoff Fusafungin (Locabiosol) vom Markt kommt.1,2Anlass ist Luftnot, die als allergische Reaktion auf das sogenannte Erkältungsspray nicht oft, aber immer wieder mal vorkommt. Solche lebensbedrohlichen Bronchospasmen (Verengungen der unteren Luftwege) bedeuten insbesondere deshalb nun das Aus für dieses antibiotische Mittel, weil sein Nutzen nicht wirklich belegt ist. Das findet jetzt auch das PRAC.

Man muss aber wissen, dass schon 1993 das arznei-telegramm® – eine der GPSP-Mutterzeitschriften – getitelt hat: „Lokalantibiotikum Fusafungin (Locabiosol®) ohne Anwendungsgebiet“. Und das deutsche Bundesgesundheitsamt (Vorläufer des heutigen BfArM) hatte schon damals den Nutzen des Mittels negativ bewertet. Zu den vom Anbieter Stada beanspruchten Anwendungsgebieten zählen Mandelentzündung, Bronchitis, Schnupfen, Nebenhöhlenentzündungen usw. – bis heute.

In den verstrichenen 20 Jahren ist nichts passiert. Die Firma hat ihr Produkt weiterhin gut verkauft, obwohl Antibiotika bei Erkältungen – die meist auf das Konto von Viren gehen – machtlos sind und zudem üble Antibiotikaresistenzen fördern können. Übrigens: Schon 1998 hatten Ärzte festgestellt, dass als unerwünschte Wirkung des Mittels sowohl allergische Hautreaktionen als auch Atemnot und Husten vorkommen.3 Wahrscheinlich vergehen noch mehrere Monate, bis das Präparat, das in 18 Ländern verkauft wird, endlich EU-weit vom Markt verschwindet.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2016 / S.14