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© LaylaBird/ iStockphoto.com

Schmerzhafte Tage

Was kann bei Regelschmerzen helfen?

Wärmflasche, Sofa und Schmerztabletten – das gilt als bewährte Strategie, wenn mit der Menstruation starke Schmerzen einsetzen. Dass regelmäßiger Sport sich vorbeugend günstig auswirken kann, legt nun eine neue Analyse nahe.

Wenn die Regelblutung einsetzt, fühlen viele Frauen ein Ziehen im Unterleib. Manche spüren das kaum, viele erleben dies jedoch als schmerzhaft. Fachleute bezeichnen die schmerzhafte Regelblutung als Dysmenorrhoe.

Bei manchen Frauen sind die Beschwerden so stark, dass sie den Alltag beeinträchtigen und sie für einige Tage nicht in die Schule oder zur Arbeit gehen können. Die Schmerzen können nur im Unterleib auftreten, aber auch in den Rücken oder in die Beine ausstrahlen. Hinzu können Bauchkrämpfe, Durchfall und Übelkeit kommen.

Mädchen sowie Frauen unter 20 Jahren erleben oft stärkere Schmerzen als ältere. Denn meist lassen die Beschwerden über die Jahre nach, besonders nach der Geburt des ersten Kindes.1

Warum schmerzt es?

Im Verlauf des monatlichen Zyklus baut sich die Gebärmutterschleimhaut durch hormonelle Wirkungen auf. Die Menstruation beginnt, wenn sich dort keine befruchtete Eizelle einnistet. Dann wird diese Schleimhaut abgelöst und ausgestoßen. Dabei ziehen sich die Muskeln der Gebärmutter immer wieder zusammen.

Fachleute vermuten, dass die Beschwerden entstehen, weil die Schleimhaut der Gebärmutter vermehrt Prostaglandine ausschüttet. Diese Botenstoffe verstärken die Kontraktionen der Gebärmutter und bewirken, dass sie weniger durchblutet wird, was wiederum die Schmerzen steigern kann.2 Bei diesen sogenannten primären Regelschmerzen spielt auch die familiäre Veranlagung eine Rolle.

Andere Ursachen

Wenn nach zunächst normalen, wenig schmerzhaften Menstruationen heftige Beschwerden auftreten, hat dies wahrscheinlich andere Ursachen, zum Beispiel gutartige Muskelgeschwülste (Myome) in der Gebärmutter. Dann spricht man von sekundären Regelschmerzen. Eine andere wichtige, oft aber erst spät erkannte Ursache für starke Regelschmerzen ist die Endometriose. Bei dieser Erkrankung ist Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb der Gebärmutter vorhanden, etwa auf der Außenseite der Gebärmutter oder zwischen Gebärmutter und Enddarm. Dieses Gewebe macht die zyklischen Veränderungen mit. Das kann Entzündungen, Zysten und Verklebungen zur Folge haben und verursacht oft starke Schmerzen während der Regelblutung. Es wird geschätzt, dass 40 bis 60 von100 Frauen mit sehr schmerzhaften Regelblutungen eine Endometriose haben.3

Sekundäre Regelschmerzen sind bei älteren Frauen häufiger als bei jüngeren. Wenn Menstruationsbeschwerden sehr stark sind und/oder über die Zeit zunehmen, ist es sinnvoll, das Gespräch mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt zu suchen.

Behandlung von Regelschmerzen

Bei eher moderaten Beschwerden empfiehlt sich erst einmal Selbsthilfe. Viele Frauen empfinden Wärme als wohltuend, etwa in Form einer Wärmflasche oder eines Kirschkernkissen auf dem Unterleib oder im Rücken. Studien, die Wärmepflaster und -gürtel untersucht haben, liefern Hinweise, dass diese die Schmerzen lindern können. Ob Akupunktur, pflanzliche Mittel und Nahrungsergänzungsmittel helfen, ist bislang nicht nachgewiesen.1

Was Sport bewirken kann

Die Ergebnisse einer aktuellen Übersichtsarbeit weisen darauf hin, dass Sport starke Regelschmerzen vorbeugend deutlich lindern kann. Ausgewertet wurden zwölf Studien mit insgesamt über 800 Frauen, die durchschnittlich unter 30 Jahre alt waren und bei denen keine körperlichen Ursachen für die Regelschmerzen vorlagen. Die meisten Studien verglichen eine Gruppe von Frauen, die regelmäßig Sport trieb, mit einer anderen Gruppe, die das nicht tat.

In den Studien wurden ganz unterschiedliche ­Sportarten untersucht, etwa Stretching, Yoga, Jogging und Aerobic. Auch Häufigkeit und Dauer des Trainings waren sehr unterschiedlich. In den meisten Studien wurde dreimal pro Woche für 45 bis 60 Minuten trainiert, und zwar vor allem in der menstruationsfreien Zeit.

Die Frauen, die Sport trieben, gaben eine Besserung der Regelschmerzen an, verglichen mit gleich bleibenden Beschwerden bei den Frauen in den Kontrollgruppen. Die Besserung war unabhängig von der Sportart. Allerdings sind die Ergebnisse nur begrenzt aussagekräftig, da die Studien klein und methodisch nicht alle gut gemacht waren. Sie erfassten zudem wichtige Informationen nicht, zum Beispiel, wie oft die Frauen der Schule oder Arbeit fernbleiben mussten oder ob die sportliche Aktivität unerwünschte Nebenwirkungen wie Verletzungen hatte. Zur Frage, ob regelmäßiger Sport Schmerzen genauso gut lindert wie ein Schmerzmittel, gibt es keine aussagekräftigen Studien.2

Bei stärkeren Beschwerden

Wenn solche Maßnahmen ohne Medikamente nicht ausreichend helfen, können Schmerzmittel eingesetzt werden. Gut untersucht sind entzündungshemmende Mittel wie Ibuprofen, Naproxen und Diclofenac (NSAR). Sie können die Schmerzen lindern, allerdings auch Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden oder Übelkeit haben.

Als weitere Option kommen hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille (eventuell auch als Langzyklus, siehe S. 8 in diesem Heft) oder die Hormonspirale infrage, vor allem für Frauen, die ohnehin verhüten wollen. Die Mittel hemmen unter anderem den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, sodass die Regelblutung schwächer wird. Auch bei dieser Behandlungsmethode ist es wichtig, Vor- und Nachteile abzuwägen, etwa mögliche Nebenwirkungen wie eine Thrombose.4

Nicht still leiden

Frauen mit Regelschmerzen können also durchaus mit regelmäßigem Sport versuchen, ihre Beschwerden zu lindern. Da körperliche Aktivität vielfältige gesundheitliche Vorteile hat, spricht nichts dagegen – auch wenn die Belege noch lückenhaft sind. Zusätzlich können das bewährte Hausmittel Wärme und bei Bedarf rezeptfreie Schmerzmittel eingesetzt werden. Wenn das alles nicht hilft, ist ärztlicher Rat wichtig, um besondere Ursachen abzuklären. Was häufig unterschätzt wird: Verständnis in der Familie, im Freundeskreis und am Arbeitsplatz kann Frauen mit heftigen Menstruationsbeschwerden zusätzlich deut­liche Erleichterung bringen.1

Endometriose
GPSP 2/2017, S. 10

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2020 / S.16