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© ananaline/iStock

Leitlinien unter Einfluss

Verbandelt mit der Pharmaindustrie

Immer häufiger wird deutlich, dass so manche Leitlinie, an der sich Ärzte bei der Diagnose und Behandlung von Krankheiten orientieren (sollen), von Autoren verfasst und von Gutachtern kontrolliert wurde, die in finanzieller Verbindung mit pharmazeutischen Firmen stehen. Im Klartext: Sie erhalten für Studien, Vorträge, Gutachten oder öffentlichkeitswirksame Statements von Pharmafirmen Geld. Und wie bei Fortbildungsveranstaltungen entstehen auch hier Interessenkonflikte, die das medizinische Wissen der Ärzte und Ärztinnen verzerrt (siehe S. 19).

Kürzlich wurde offenkundig, dass die Verfasser aktueller US-Leitlinien zu bestimmten Tumor­erkrankungen erhebliche finanzielle Bande mit Arzneifirmen haben.3 In der Kritik stehen auch zwei aktuelle Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC). Demnach flossen bei der aktuellen Leitlinie „Herzinsuffizienz“4 in den zwei Jahren vor der Publikation an 19 von 21 der beteiligten Ärzte finanzielle Mittel aus der Pharmaindustrie. Der federführende Autor dieser Arbeitsgruppe gab sogar 33 solche Verbindungen an. Da wundert es nicht, dass die Leitlinie z.B. Entresto® emp­fiehlt, das dem Hersteller viel Geld bringt, obwohl die Vorteile eher bescheiden sind. (GPSP 4/2016, S. 12)

Manchmal geht Firmengeld „nur“ an die Klinik eines forschenden Mediziners, häufig wandert es aber in sein eigenes Portemonnaie. Der Anteil persönlicher Zahlungen hat bei der Neufassung der Leitlinie „Vorhofflimmern“ übrigens deutlich zugenommen. Dazu bemerkt DER ARZNEIMITTELBRIEF: „Dies widerspricht nicht nur eklatant den heute international geltenden Prinzipien zum Umgang mit Interessenkonflikten in Leitlinien, sondern untergräbt auch die Glaubwürdigkeit derartiger Leitlinien.“5

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2017 / S.14