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©Andrew Shiva

Impfstoff-Imperialismus

Wer wird die Covid-Impfstoffe bekommen?

Noch sind keine Impfstoffe gegen Covid-19 regulär zugelassen. Doch das Rennen, wer sie bekommt, ist längst im Gange. Ärmere Regionen der Welt könnten dabei den Kürzeren ziehen.

Eigentlich hätte alles so schön werden können. Auf der Weltgesundheitsversammlung im Mai in Genf hatten die Staaten der Welt gemeinsam beschlossen, dass Impfstoffe gegen Covid-19 als „globales öffentliches Gut“ zur Verfügung stehen sollen. Bundeskanzlerin Merkel betonte, dass die Impfstoffe „natürlich für alle zugänglich und bezahlbar sein“ müssten. Auch praktische Schritte wurden in Genf vereinbart: Technologien und Patentrechte sollten in einen bei der Weltgesundheitsorganisation angesiedelten Pool eingehen, damit die Produkte direkt nach Zulassung kostengünstig in so vielen Fabriken wie möglich hergestellt werden können. Auch über einen gerechten globalen Verteilungsmechanismus hat sich die WHO inzwischen Gedanken gemacht.

Als erstes scherten die USA aus und sicherten sich per Verträgen mit Herstellern hunderte Millionen künftiger Impfdosen. Und die Europäische Union zog mit gleichem Procedere nach. Die reichsten Länder der Erde haben sich inzwischen die Hälfte aller künftig potenziell verfügbaren Dosen von Covid-19-Impfstoffen gesichert, obwohl nur 13% der Weltbevölkerung in ihnen leben.1 Das ist nicht nur unsolidarisch, sondern auch unklug. Denn das Virus macht vor Grenzen nicht halt und kann nur global erfolgreich bekämpft werden.

Die Deals mit den Herstellern sind völlig intransparent. Weder Preise noch Konditionen wurden öffentlich gemacht. Zwar geben die EU und Deutschland auch Geld für die Beschaffung von Impfstoffen für ärmere Länder. Aber am Patentpool der Weltgesundheitsorganisation beteiligen sie sich nicht. Deshalb besteht die akute Gefahr, dass am Ende des Tages die Firmen viel reicher sind und global nicht genügend Impfdosen zur Verfügung stehen.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2020 / S.25