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© suzannerowcliffe/ iStockphoto.com

Weicher Keks

Gesunde Muskeln, gesunde Augen, gesunde Knochen – für alles gibt es Nahrungsergänzungsmittel. Aber mal wieder typisch: An die Kleinen, die die ganze Arbeit machen, denkt keiner. Wovon sollen sich denn unsere Zellen ernähren, wenn es für sie keine sorgsam ausgewählten Mikronährstoffe gibt? Etwa von Obst und Gemüse?

Aber dieses Problem ist jetzt endlich gelöst: Kluge und gutherzige Menschen bieten Nahrungsergänzung für die Zellen an. Denn: „Wenn die Zellen gesund sind, wo hat dann Krankheit noch ihren Platz?“ Und damit wir nicht länger bittere Pillen schlucken müssen, wird alles hübsch und appetitlich verpackt: In einen Keks.1 Und die leckeren Zutaten wie Kurkuma, Bockshornklee und schwarzer Pfeffer sorgen bei regelmäßigem Verzehr für mehr Zellgesundheit, versprochen.

Das Wort Lebkuchen wollen wir hier nicht mehr hören! Also bitte – es geht hier schließlich um ein „Nahrungsmittel zur Erzielung positiver Gesundheitseffekte“, ganz natürlich und sogar vegan. 43 Testesser sagen, dass der Keks Verdauung und Schlaf, Denken und Bewegung verbessert. Ob das auch ohne Kekse möglich gewesen wäre? Das tut hier gar nichts zur Sache. Und dass die Rezeptur zum Patent angemeldet wurde, klingt ja auch gut.

Wir bewundern ja vor allem die Uneigennützigkeit der Anbieter: Denn von Gewinnstreben sind die Keks-Bäcker weit entfernt. Die rund 3 Euro pro Keks – wenn man sich für das günstige Abo entscheidet – sind sicherlich nur der Selbstkostenpreis.

Wie – diese Geschäftemacherei geht Ihnen auf den Keks?

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2020 / S.18