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Ein Keim kommt selten allein

Prof. Dr. Markus Egert und Frank Thadeusz (2018) Ein Keim kommt selten allein. Berlin: Ullstein extra, 252 Seiten, 15 €
Prof. Dr. Markus Egert und Frank Thadeusz (2018) Ein Keim kommt selten allein. Berlin: Ullstein extra, 252 Seiten, 15 €

Im Alltag machen wir sie uns selten bewusst, weil wir sie ja nicht sehen: die Mikroben. Keime wie Bakterien, Viren und Pilze umgeben uns in großer Zahl, selbst im gepflegten eigenen Heim. Und sie sind uns noch näher, denn Billionen Bakterien leben auf unserer Haut und siedeln in unserem Darm, wo sie neuerdings in ihrer Gesamtheit als Darm-Mikrobiom bezeichnet werden.

Wegen der Einflüsse auf den menschlichen Körper, speziell auf das Immunsystem, wird das Mikrobiom neuerdings sogar als ein eigenes „Organ“ angesehen. Mikroorganismen sind sehr viel älter als die Menschheit. Spezielle Bakterien helfen uns, potenziell krankmachende Bakterien im Zaum zu halten, so etwa auf der Haut (Staphylokokkus epidermidis), im Darm (Bifidobakterien) und in der Scheide (Milchsäurebakterien), wo sie durch ihre pure Anwesenheit das Ansiedeln von potenziell schädlichen Bakterien verhindern.

Mit solchen positiven Botschaften beginnen Markus Egert, Professor für Mikrobiologie und Hygiene, und Co-Autor Frank Thadeusz, Spiegel-Redakteur, ihr Buch „Ein Keim kommt selten allein“. Und humorvoll formuliert und mit comicartigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen illustriert, beginnt ihr lehrreicher Streifzug durch die vielfältigen hygienischen Problemzonen im Haushalt. Es folgt eine Liste mit den „meistgesuchten Schurken aus dem Reich der Mikroben“, also den Keimen, die uns gefährden und die wir durch hygienische Verhaltensweisen bekämpfen müssen.

Tatort ist vor allem die Küche: „Der Küchenschwamm, das größte Keimhotel der Welt.“ Dort gefährden uns hygienische Nachlässigkeiten bei der Zubereitung des Essens, besonders bei potenziell keimbelasteten Nahrungsmitteln – etwa Salmonellen im Hackfleisch und Hähnchen oder Campylobacter ebenfalls im Hähnchen. En passant lernen wir die „10 Gebote der Küchenhygiene“ kennen. Auch Waschbecken, Kühlschrank, Waschmaschine und – mit Abstand erst – die Toilette sind heimische Mikrobennester. Der Umgang mit Haustieren kommt ebenfalls zur Sprache. Ganz generell steht neben dem hygienischen Verhalten das gründliche (!) Händewaschen mit Seife beim Verhindern von Infektionen im Haushalt an erster Stelle. Die Autoren halten die viel beworbenen Desinfektionsmittel jedoch für weitgehend entbehrlich. Ausnahme: Kranke oder alte, also immungeschwächte, Personen werden zu Hause gepflegt. Dann gelten, wie im Krankenhaus strengere Regeln. Eine absolute Keimfreiheit ist im Haushalt nicht zu erreichen und auch nicht das Ziel, denn eine gute Hygiene „wirkt“ schon dadurch, dass die Anzahl der krank­machenden Keime vermindert wird.

Die Autoren nehmen uns auch mit auf Reisen. Denn im ferneren Ausland drohen besondere Infektionen – darunter diverse Parasiten. Illustriert wird das durch konkrete Erkrankungen. Das Buch ist ein Muster dafür, wie sich vermeintlich trockene Wissenschaft durch unterhaltsame Darstellung, treffende Beispiele und Tipps verständlich vermitteln lässt. Man kann es jedem empfehlen, weil Hygiene jeden angeht. Für den, der (noch) mehr wissen möchte, gibt es am Ende Internet-Quellen und (meist angloamerikanische) Literatur.

Darmbakterien
GPSP 6/2015, S. 6

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2018 / S.09