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© Martin Wahlborg/ iStockphoto.com

Die Jagd nach den Statin-Daten

Der Nutzen von Blutfettsenkern aus der Gruppe der Statine ist unstrittig, wenn bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung wie eine koronare Herzkrankheit vorliegt. So können die Mittel helfen, nach einem Herzinfarkt einen weiteren Gefäßverschluss zu verhindern. Auch Menschen mit einer genetischen Veranlagung für erhöhte Cholesterinwerte (familiäre Hypercholesterinämie) profitieren davon. Wenn bei sonst gesunden Männern und Frauen lediglich Risikofaktoren wie ein erhöhter Cholesterinwert vorliegen, ist der Nutzen von Statinen oft jedoch eher klein. Lohnt sich dann die Einnahme – oder überwiegen die möglichen negativen Effekte?

Diese Frage wird seit vielen Jahren kontrovers diskutiert – unter anderem deshalb, weil die Daten vor allem zu Nebenwirkungen aus den Zulassungsstudien nicht detailliert genug für unabhängige Analysen zur Verfügung stehen. Ein Forschungsteam hat deshalb versucht, diese Daten bei 32 europäischen Zulassungsbehörden zu lokalisieren.2 Weil es Statine bereits seit vielen Jahren gibt, sind die Blutfettsenker nicht zentral durch die Zulassungsbehörde der EU, sondern in den einzelnen europäischen Staaten zugelassen worden. Wie sich herausstellte, sind die Daten weit verstreut: Nicht alle Statine sind in allen Ländern zugelassen, nicht immer hat die zulassende Behörde selbst die Daten geprüft, sondern sich manchmal auf Bewertungen von Behörden anderer Länder verlassen. Ein Albtraum für alle, die sich für mehr Transparenz bei Forschungsdaten zu Arzneimitteln engagieren.

Cholesterin
GPSP 1/2017, S. 19
GPSP 2/2020, S. 4

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2020 / S.11