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Mit Vollgas in den Nährstoffmangel?

Wann vegane Ernährung gefährlich wird

Wer sich vegan ernährt, verzichtet auf Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier. Was Tierwohl und Klimaschutz zugutekommt, kann bei schlechter Umsetzung aber schnell zur Mangelernährung und gesundheitlichen Problemen führen.

Soja statt Schnitzel, Wirsingtaler statt Boulette: Vegane Ernährung wird immer beliebter, gerade bei jungen Frauen. Inzwischen ernähren sich nach Selbstauskunft in Deutschland knapp eine Million Menschen auf diese Art.1 Davon zeugen nicht nur vegane Kochbücher und Rezept-Blogs im Internet, auch bei den Influencern in den sozialen Medien ist das Thema angekommen. Wer vollständig auf tierische Produkte verzichtet – und dazu gehören auch Leder und Honig – führt meist Tierethik und Klimaschutz als Argumente ins Feld.

Fiasko: Vitamin B12-Mangel

Damit alles gut läuft, will vegane Ernährung gut geplant sein, sonst können wichtige Nährstoffe fehlen. Kritisch wird es besonders bei Vitamin B12, das lebensnotwendig ist und nur in tierischen Produkten ausreichend vorkommt. Zwar enthalten auch einige pflanzliche Lebensmittel, wie Sauerkraut, Shiitake-Pilze oder diverse Algen, Vitamin B12, allerdings nur in sehr kleinen schwankenden Mengen und nicht in der Form, die der menschliche Körper gut verwerten kann. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt deshalb allen, die sich vegan ernähren wollen, zusätzlich ein Vitamin B12-Präparat einzunehmen oder entsprechend angereicherte Lebensmittel zu verwenden.2

Weitere Nährstoffe

Die DGE zählt auch Eiweiß, langkettige Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B2, Vitamin D, Kalzium, Eisen, Jod, Zink und Selen zu den Nährstoffen, bei denen es mit veganer Ernährung schnell eng werden kann. Um bei diesen Nährstoffen Engpässe zu vermeiden, ist eine geschickte Auswahl und Kombination von pflanzlichen Lebensmitteln nötig. Hinweise dazu finden sich auf der Internet-Seite der DGE sowie in einer Broschüre, die sich dort kos­tenlos herunterladen lässt.3

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Für die ganze Familie?

Besonders gefährdet durch vegane Mangelernährung sind Babys, Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende. Dann ist eine gute Ernährungsplanung besonders wichtig. Um mögliche Gefahren wie Wachstumsverzögerung oder Nervenschäden zu vermeiden, rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung diesen Gruppen komplett von veganer Ernährung ab. Wer sich dennoch vegan ernähren will, sollte sich mit Arzt oder Ärztin beraten und einzelne Stoffe bei Bedarf gezielt als Nahrungsergänzung einnehmen. Auch eine individuelle Ernährungsberatung wird empfohlen.2

Wenn diese Hinweise ignoriert werden, kann das schwere Folgen haben. Das zeigen zwei aktuelle Beispiele, bei denen durch vegane Ernährung ohne Vitamin B12-Ergänzung eine Frau psychisch krank wurde4 beziehungsweise sich bei einem Säugling die körperliche und geistige Entwicklung massiv verzögerte.5

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2020 / S.25