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Regenbogenpresse

Publikumszeitschriften finanzieren sich hauptsächlich über Werbung. Oft geht es um rezeptfreie Medikamente, meist um Produkte zur Behandlung weitverbreiteter Leiden. Gezielt an Frauen richtet sich die Werbung für Venostasin® retard. Das Arzneimittel ist zur Behandlung von Beschwerden bei Krampfadern zugelassen. Mediziner sprechen von chronischer Veneninsuffizienz oder Varikose. Krampfadern gehen auf eine Schwäche des Bindegewebes der Venen zurück. Viele Menschen haben Probleme mit „schweren Beinen“ und werden durch die Werbeanzeige angesprochen. Doch nicht immer müssen sichtbare Krampfadern Auslöser der Beschwerden sein.

Werbung für Venostasin® retard zur Behandlung von Beschwerden bei Krampfadern
Abbildung: Werbeanzeige in Das Neue Blatt (2014) Nr. 34, 13. August
  • Gesunde Beine? Der Kastanien-Extrakt Aescin kann venöse Durchblutungsstörungen nicht dauerhaft beseitigen.
  • Schöne Beine? Krampfadern sind meist eine Folge angeborener Gewebeschwäche und lassen sich nicht mit Medikamenten verhindern.
  • Junger Hüpfer: Vor allem ältere Frauen sind von Beinbeschwerden betroffen – da weckt das Model Träume…
  • Natürlich? Ob ein Medikament aus der Natur stammt oder nicht, sagt nichts aus über seine Wirksamkeit.
  • Ein Frauenproblem? Auch Männer bekommen Krampfadern, wenn auch nur halb so häufig wie Frauen.1

Rosskastanienpräparate sind ein Klassiker in der Selbstbehandlung von Venenproblemen. Aus den Kastanien wird Aescin hergestellt, ein Gemisch aus über 30 Substanzen. Da Aescin die Magenschleimhaut reizen kann, sind retard-Produkte möglicherweise schonender für den Magen. Über mehrere Wochen eingenommen, kann Aescin bei chronischer Veneninsuffizienz möglicherweise die Beinschwellung verringern und Schmerzen mindern.1 Die Untersuchungen sind aber unzureichend und genügen daher nicht für eine positive Bewertung.2 Wenn am Bein auffällige Veränderungen oder gar offene Stellen auftreten, ist eine ärztliche Diagnose und Behandlung notwendig. Bei zwei Kapseln täglich kostet Venostasin® retard pro Monat etwa 33 Euro.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2014 / S.28