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Die nackte Wahrheit: Kunst als Werbung

Die Fotoausstellung „Psoriasis: Die nackte Wahrheit“ porträtiert 19 Menschen mit der Hautkrankheit Psoriasis. Das Pharmaunternehmen Wyeth hat die Ausstellung in Auftrag gegeben. Weit mehr Menschen als die Ausstellung dürfte die Website „The naked truth“ erreichen. Auf dieser verlocken die Bilder des Star-Fotografen Ralf Tooten und Betroffene reden über ihre Krankheit. Außerdem findet man weitere Informationen zur Psoriasis. Zweierlei fällt auf: Kaum ein Bild zeigt die Hautveränderungen, stattdessen gibt es viele Aussagen, dass Patienten die richtige Behandlung erst nach längerer Suche gefunden haben. Mehrfach ist von einem neuen Medikament, einem „Biologikum“ die Rede – kein Wunder, Wyeth stellt einen solchen gentechnisch veränderten Wirkstoff her.

Fotoausstellung „Psoriasis: Die nackte Wahrheit“
Alle Abbildungen: www.psoriasisthenakedtruth.com (Zugriff 10.5.2009)
  • Die richtige Therapie? Eine Botschaft auf der Website:

    „Mein Rheumatologe riet mir, ein Biologikum auszuprobieren […] Zwei oder drei Wochen später hatte ich mein Leben zurück.“

  • Schöne Bilder: Auf vielen Fotos der Ausstellung sind die Zeichen der Psoriasis kaum zu sehen. Die versteckte Botschaft: Man kann die Hautkrankheit erfolgreich behandeln.
  • Gezielte Therapie? Während bei der Behandlung mit anderen Medikamenten von Nebenwirkungen die Rede ist, wird bei Biologika von „gezielter Therapie“ gesprochen. Dabei kommen schwerste Unverträglichkeitsreaktionen vor, Infektionskrankheiten können ausgelöst werden und Krebs kann entstehen.2
  • Die Pressemeldung der Firma nimmt kein Blatt vor den Mund: Nachdem behauptet wird, dass Patienten zu wenig über neue Medikamente wissen, wird der Einsatz von Biologika propagiert:

    „Psoriasis kann man zwar nicht heilen, doch es gibt Behandlungsmöglichkeiten, die helfen, die Krankheit unter Kontrolle zu bringen“ […] „die neueren Biologika könnten für Menschen mit schwerer Erkrankung besser geeignet sein.“1

„Psoriasis – die nackte Wahrheit“ dient nur vordergründig dem Zweck, die gesellschaftliche Akzeptanz für eine chronische Krankheit zu erhöhen. In Wirklichkeit handelt es sich um eine geschickt getarnte Werbeaktion der Firma Wyeth, die den Verkauf eines sehr teuren und risikoreichen Medikaments, eines sogenannten Biologikums, steigern soll. Doch Biologika dürfen wegen ihrer Risiken nur verwendet werden, wenn andere Therapien versagt haben, und sie helfen längst nicht jedem. Geschickt wird versucht, das EU-weite Werbeverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel zu umgehen. Man kann nur hoffen, dass sich die zuständigen Kontrolleure nicht von den schönen Bildern blenden lassen.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2009 / S.16