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Kügelchen schon für die Kleinsten

Wer Kinder auf homöopathische Medizin einstellen will („konditionieren“), setzt am besten bei ihren Müttern an. Mit Attributen wie Stärkung der Selbstheilung und Natürlichkeit wird versucht, Eltern um die Finger zu wickeln. Dabei gehört die Homöopathie ins Archiv der Medizingeschichte.1 Für Kinder ab 6 Monate vermarktet der Hersteller Heel dennoch eine eigene Produktgruppe: Bambini Kinderarznei.

Werbung für Bambini Kinderarznei des Herstellers Heel
Abbildung: Werbebeilage aus: Pharmazeutische Zeitung 4/2014
  • Kinder – etwas Besonderes: Eine klischeehafte Formel, die gezielt die Gefühle anspricht. Wer will nicht das Beste für sein Kind?
  • Kunterbunt: Arzneimittelpackungen fast so bunt wie Smarties® – das spricht auch die Kinder an.
  • Wirksam? Studien zu Bambini Kinderarznei gibt’s keine, bestätigt der Hersteller.2
  • Natürlich? Medizin aus der Natur ist nicht per se besser als aus dem Labor.
  • Farbige Dosierspender – Auch wenn’s schön rasselt: Arzneimittel sind kein Spielzeug.

Die Bambini Kinderarznei der Firma Heel gehört zu den homöopathischen Komplexarzneimitteln. Jedes Produkt enthält 4 bis 5 Inhaltsstoffe – stark verdünnt, so dass praktisch nichts mehr davon drin ist. Die Anwendung für bestimmte Krankheiten „leitet sich von homöopathischen Arzneimittelbildern ab“, so der gesetzlich vorgeschriebene Pflichttext.3 Ein entscheidender Satz, denn homöopathische Arzneimittel spielen rechtlich eine Sonderrolle: Hersteller dürfen sich auf die Tradition berufen. Viele unabhängige seriöse Studien belegen, dass homöopathische Mittel nicht besser sind als ein Placebo.4 Die Placebowirkung kommt etwa durch persönliche Zuwendung oder den Glauben an Erfolg zu Stande. Wenn schreiende oder weinende Kleinkinder bei diversen Beschwerden die süßen Kügelchen (Globuli) erhalten, erfahren sie Zuwendung und werden auf die Globuli konditioniert.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2014 / S.28