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© lechatnoir/iStock

Rimkus-Therapie

Wegen Schlafstörungen habe ich eine Gynäkologin aufgesucht, die sich auf alternative Hormontherapien spezialisiert zu haben scheint. Sie hat mir eine Rimkus-Therapie verordnet, die ich im Vorfeld bezahlen musste. Der tatsächlich einsetzende heftige Schwindel nach der ersten Einnahme und die lähmende Müdigkeit tagsüber lassen mich doch fragen, ob diese Therapie tatsächlich eine reine Geldmaschine ist, oder ob sie etwas bringen könnte. Ich habe keine Studien dazu gefunden. Bin ich einem Bären aufgesessen? S.E.

GPSP: Der Mediziner Dr. Volker Rimkus hat nach eigenen Angaben die Rimkus-Therapie® als „neues Therapieprinzip zur Behandlung der männlichen Wechseljahre“ und als „alternatives Therapiekonzept für Frauen“ erfunden.1 Durch einen Labortest soll ein Mangel an Hormonen erfasst werden, der dann mit „natürlich human-identischen Hormonen“ kompensiert werden könne. Die Hormone werden aus Pflanzen hergestellt, chemisch verändert und für die Patienten individuell in Kapseln dosiert.

Die wissenschaftliche Plausibilität dieses Therapiekonzepts erscheint uns fraglich. Zum einen finden auch wir bei einer Recherche in der großen medizinischen Datenbank Pubmed, in die weltweit Studien einfließen, keine Belege für einen Nutzen. Zum anderen wirft auch die Eigendarstellung auf den Webseiten des Anbieters2,3 einige Fragen auf.

Als Maßstab für einen Mangel werden eigene „Normwerte nach Rimkus“ zugrunde gelegt. Wie diese begründet werden und ob diese Werte mit Studien abgesichert sind, erfährt man hier nicht.

Studien seien auch gar nicht nötig, behauptet Rimkus, denn „logischerweise (könne es) bei diesen Hormonen, die seit der Schöpfung ‚im Handel‘ sind, zu keinen Nebenwirkungen kommen. Hier benötigen wir tatsächlich einmal keine Studien der ‚evidence based medicine‘. Denn was sollen sie anders zutage fördern, als etwa das, was wir ohnehin schon wissen und was seit über 40 Millionen von Jahren bekannt ist.“4
Diese Argumentation ist unseriös. Hormone sind stark wirksame Substanzen und Bestandteil komplexer Regelkreise. Eine Nebenwirkungsfreiheit ist deshalb schon aus Prinzip gar nicht möglich, und das Verhältnis von Nutzen zu Schaden muss immer mit Studien geprüft werden.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2017 / S.24