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Bockshornklee

Gewürz zum Abnehmen?

Manche Curry-Mischungen enthalten Samen des Bockshornklees. Sie schmecken nicht nur vielen Menschen gut, sondern sollen auch nützlich fürs Wohlbefinden und für die Gesundheit sein. Ein Werbetexter trägt besonders dick auf: „Ihre gesundheitliche Wirkung kann man schlichtweg als phänomenal bezeichnen“. Was ist dran?

Der Bockshornklee (botanischer Name Trigonella foenum-graecum) ist eine Kulturpflanze, die seit langem im Mittelmeerraum, Indien und China angebaut wird. Die ursprüngliche Herkunft ist unklar. Geschätzt werden die getrockneten Samen – sowohl als Gewürz als auch in der Volksmedizin. Offenbar sind die Anwendungsmöglichkeiten schier unbegrenzt. Erstaunlich widersprüchlich sind die Versprechungen. So soll der Klee dünnen Marokkanerinnen zu mehr Fülle verhelfen.1 Anderseits werben Anbieter damit, dass ihre Bockshorn-Produkte beim Abnehmen helfen.

Die Liste der angeblichen Wirkungen ist bunt: Diabetes, Haarausfall, Potenzprobleme – überall soll Bockshornklee nützen. Und im Zweifelsfall muss Hildegard von Bingen herhalten, weil sie diese Medizin empfohlen habe. Dabei können die Pflanzensamen nicht nur geschluckt werden – auch Umschläge mit Bockshornklee werden beschrieben. Sie sollen das Abheilen von Entzündungen unterstützen.

©Thomas Kunz

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat 2011 die Studienlage geprüft und dabei festgestellt, dass trotz jahrzehntelangem Gebrauch und kommerzieller Vermarktung von Bockshornklee-Produkten kaum vernünftige wissenschaftliche Daten vorliegen.2 Dafür weiß offenbar die traditionelle Pflanzenheilkunde in Deutschland, was die Samen können: Sie werden bei Appetitlosigkeit empfohlen – und offenbar auch angewendet, obwohl Belege fehlen (siehe auch S. 24).

Auf dem Prüfstand

Der US-amerikanische Firma Frutarom gehört zu den Firmen, die Bockshornklee verkaufen. Unter dem Markennamen Fenulife® beliefern sie andere Firmen, die daraus dann Mittel zum Abnehmen herstellen.
Die unabhängige wissenschaftliche Plattform medizin-transparent aus Österreich hat aktuell die Datenlage geprüft.3 Zum Thema Abnehmen fand sie nur zwei Studien. Eine kleine mit 40 Personen,4 speziell zu Fenulife® nur eine mit 18 Personen.5 Das ist zu mager, um daraus eine Empfehlung ableiten zu können. Auch eine angeblich günstige Wirkung auf den Stoffwechsel von Diabetikern ist bisher nicht durch hochwertige Studien belegt.6

Anderseits sind unerwünschte Wirkungen bekannt: Bockshornklee kann Durchfall und Blähungen auslösen, manche Menschen reagieren sogar allergisch.

Übrigens: Inhaltsstoffe sind hauptsächlich sogenannte Schleimstoffe. Die heißen so, weil sie mit Flüssigkeit gemischt  eine schleimige Konsistenz ergeben. Schleimstoffe aus Bockshornklee werden in der Lebensmittelindustrie unter anderem dazu verwendet, Speiseeis cremig zu machen. Ob das eine gute Hilfe zum Abnehmen ist …

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2017 / S.09

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