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Nicht normal, aber das richtig gut

Mein wunderbares Leben mit Autismus und ADHS

Denise Linke (2015) Nicht normal, aber das richtig gut. München/Berlin: Berlin-Verlag, 224 Seiten, 20 €
Denise Linke (2015) Nicht normal, aber das richtig gut. München/Berlin: Berlin-Verlag, 224 Seiten, 20 €

Der Titel des Buches von Denise Linke mag vielleicht etwas irritieren, aber der Untertitel „Mein wunderbares Leben mit Autismus und ADHS“ macht deutlich, worum es geht. Und er enthält eine positive Botschaft: Auch wer etwas anders ist als die meisten seiner Mitmenschen, kann mit dem Leben gut klarkommen.

Unterhaltsam und spannend erzählt die 26-jährige Denise Linke ihre – durchaus nicht immer einfache – Lebensgeschichte. Für die junge Frau war es eine Erleichterung, als sie die Diagnose Autismus, oder genauer gesagt Asperger-Syndrom, bekam. Denn das ermöglichte ihr, endlich zu verstehen, warum sie in manchen Situationen Schwierigkeiten in der Kommunikation mit anderen hatte (und hat).

Der Autorin gelingt es, ihre sehr spezielle Wahrnehmung der Umwelt plastisch und gleichsam mit einem Augenzwinkern zu erzählen. Was bedeutet es, wenn alle Eindrücke gleichzeitig auf einen einstürzen und man nicht in der Lage ist, sie zu filtern? Wenn man Gesichtsausdrücke nicht richtig einordnen kann und sich aus der Sicht anderer deshalb manchmal ziemlich merkwürdig verhält? Dass all das die Kontaktaufnahme kompliziert macht, ist nicht verwunderlich und führt zu dem, was die meisten Menschen unter Autismus verstehen: dass jemand sich abkapselt und unzugänglich erscheint.

Denise Linke nimmt ihr Lesepublikum mit auf eine Entwicklungsreise und erzählt, wie sie es geschafft hat, trotz etlicher Einschränkungen ein erfülltes und produktives Leben zu leben. Dabei schafft sie es, nicht zu verallgemeinern, und doch gibt sie Leserinnen und Lesern Erkenntnisse über Autismus mit auf den Weg, die über ihren Einzelfall hinausgehen. Es ist vielleicht das größte Verdienst des Buches, dass man besser versteht, was Autismus bedeuten kann – jenseits üblicher Klischees. Und das erleichtert sicher das Miteinander.

Zum Schluss ein paar Sätze der Autorin selbst: „Es war nicht immer alles einfach. Und obwohl mein Leben gerade besser läuft denn je, wird es nicht immer so bleiben. Mein Autismus und mein ADHS haben sicherlich einen nicht geringen Anteil daran, dass es manchmal schwer war und wieder schwer sein wird. Sie stellen mir ab und an ein Bein, sie haben mich eingeschränkt und werden es weiterhin tun. Na und? Niemand hat es immer leicht, egal ob als Autist, ADHS-ler oder Astronaut.

‚Wenn dir jemand eine Pille anbieten würde, die dich sofort wieder ganz normal macht, würdest du sie nehmen?‘ Die Frage wird mir oft gestellt. … Meine Antwort lautet: Nein. Für nichts in der Welt würde ich meinen Autismus oder mein ADHS auch nur für eine Sekunde aufgeben.“

Das ist jedenfalls eine sehr positive Einstellung der Autorin zu ihrem Anderssein, die wir bemerkenswert finden. Nicht alle Menschen mit ähnlichen Problemen werden das schaffen.

Denise Linke (2015) Nicht normal, aber das richtig gut. München/Berlin: Berlin-Verlag, 224 Seiten, 20 €

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2016 / S.16