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© lechatnoir/iStock

Iberogast® bei Magenproblemen?

„In der Juli-Zeitschrift berichteten Sie, dass die MCP-Tropfen vom Markt genommen wurden. Mir wurde nach einer Magenspiegelung als Alternativmittel „Iberogast“ bei Völlegefühl empfohlen. Nun entnehme ich Ihrem Artikel (GPSP 4/2012, S. 16), dass Iberogast das offensichtlich leberschädigende Schöllkraut enthält. Kann Iberogast bei gelegentlichen Beschwerden weiterhin eingenommen werden, oder können Sie mir ein Alternativmittel (bei Völlegefühl, Blähungen usw.) empfehlen?   E.S.

GPSP: Das Arzneimittel Iberogast® enthält alkoholische Auszüge verschiedener Pflanzen: Angelikawurzel, Kamillenblüten, Kümmelfrüchte, Mariendistelfrüchte, Melissenblätter, Pfefferminzblätter, Schöllkraut und Süßholzwurzel. Es handelt sich um ein typisches pflanzliches Mischpräparat aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts, als eine Vielzahl pflanzlicher Kombinationspräparate auf der Basis theoretischer Überlegungen auf den Markt gekommen ist.

Schöllkrautextrakt ist potenziell leberschädigend. 2008 hat die deutsche Zulassungsbehörde die Zulassung aller Schöllkrautpräparate widerrufen, die mehr als 2,5 mg Chelidonium-Alkaloide pro Tagesdosis enthielten. Ursprünglich hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ein Tausendstel dieser Dosis, nämlich 2,5 µg (0,0025 mg) Gesamtalkaloide pro Tag als Grenzwert für den Widerruf vorgesehen. Aufgrund von Tierversuchen wurde dieser Wert dann aber angehoben.1

Das leberschädigende Potenzial von Schöllkrautextrakt in Iberogast® dürfte wahrscheinlich gering sein. Da der Nutzen des Präparates bei Völlegefühl und Blähungen jedoch unzureichend belegt ist, halten wir Iberogast® aus grundsätzlichen Überlegungen für verzichtbar. Bei Völlegefühl ist eine Arzneitherapie in der Regeln nicht erforderlich. Wer des Öfteren an Völlegefühl leidet, kann versuchen, dies durch geeignete Nahrungsaufnahme (z.B. nicht zu viel, nicht zu schnell essen) zu vermeiden. Bei Blähungen können beispielsweise Simeticon-haltige Produkte wie Sab simplex® Suspension möglicherweise hilfreich sind.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2014 / S.24