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Harte Geschäfte

Schon seit Tagen kein Stuhl in der Windel, im Töpfchen oder im Klo? Dann werden viele unerfahrene Eltern nervös: Ist Verstopfung gefährlich? Habe ich was falsch gemacht? Und was soll ich tun?

Hat die Verdauung gut funktioniert und ist der Enddarm mit Stuhl gefüllt, melden dies Rezeptoren in der Darmwand ans Gehirn. Dann ist es so weit mit dem Stuhldrang. Anders als beim kleinen Geschäft lässt sich das große Geschäft jedoch in der Regel hinauszögern.

Nur einmal in zwei Tagen den Darm zu entleeren gilt als ebenso normal wie täglich zwei- bis dreimal. Gestillte Säuglinge können die Windel sogar vier- bis fünfmal am Tag füllen – oder auch nur einmal pro Woche.1,2 Auch das liegt noch im Normalbereich.

Generell spricht man von einer Verstopfung (Obstipation), wenn der Darm mehr als zwei Tage nicht entleert wurde und außerdem der Stuhl hart ist.1

Woher kommt Verstopfung?

Säuglinge und Kleinkinder: Wird die Ernährung von Brust- auf Flaschenmilch oder später auf Brei umgestellt, kann das die Darmentleerung verzögern. Kleinkinder erleben diese Zeit, in der versucht wird, sie zur „Sauberkeit“ zu erziehen, häufig als Stress und verweigern dann den Töpfchen-Stuhlgang.3 Manchmal kommt es auch nach Durchfall zu einer kurzzeitigen Verstopfung.

Kita- und Schulkinder: Schon ein veränderter Tagesablauf, eine längere Reise oder ein paar Tage im Krankenbett können Verstopfung zur Folge haben. Auch seelische Belastungen spielen eine Rolle, etwa wenn ein Geschwisterkind auf die Welt kommt, ein Umzug bevorsteht oder die familiäre/häusliche Situation angespannt ist.

Hat sich der Stuhl zu lange im Enddarm angesammelt, wird er hart und kann nur mit Mühe entleert werden. Das kann sehr weh tun, zumal wenn der Po wund oder die Haut am After rissig ist. Das Kind versucht dann, sich weitere Toilettengänge zu verkneifen. Typische Zeichen dafür sind zum Beispiel, dass es die Beine kreuzt und sich auf seine Fäuste oder eine Stuhlkante hockt.2

Was hilft?

Sorgen Sie dafür, dass der Po erst gar nicht wund wird. Dann gelingt es am ehesten, mit einem kindgerechten Glycerinzäpfchen Abhilfe zu schaffen – Geschrei und Scheitern allerdings nicht ausgeschlossen. Prinzipiell käme für Kleinkinder auch Laktulose infrage, jedoch sollte keine Unverträglichkeit von Laktose, Galaktose oder Fruktose bestehen.

Kommt es wiederholt zu einer Verstopfung, dann macht es Sinn, die Ernährung zu ändern. Bei Säuglingen und Kleinkindern helfen zum Beispiel etwas Birnenmus und Vollkornbreie, den Stuhl künftig weich zu halten.

Bei älteren Kindern ist eine ausgewogene Mischkost wichtig, aber sie sollte dem Alter des Kindes entsprechen, ihm schmecken und nicht von Verboten (etwa sklavischer Verzicht auf Schokolade und Bananen) dominiert sein.2

Achten Sie darauf, dass Ihr Kind genügend trinkt. Ein Glas Pflaumen- oder Birnensaft oder Saft von eingeweichten Dörrpflaumen vor dem Frühstück kann zudem Wunder wirken. Wichtig ist schließlich Bewegung, denn die bringt auch den Darm in Schwung. Achtung: Die Erziehung zum Sauberwerden braucht Geduld. Bei Verstopfung sollten Sie das Sauberwerden so lange unterbrechen, bis das große Geschäft wieder normal funktioniert und das Kind gut gewillt mitzieht.

Hält eine Verstopfung trotz aller genannten Gegenmaßnahmen und Tipps länger an, ist ein Kinderarztbesuch ratsam.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2016 / S.17