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Goldspiralen zur Verhütung: Vor allem teuer

Goldspiralen zur Empfängnisverhütung sollen – glaubt man den Anbietern – etwas ganz Besonderes sein. Stimmt das?

„Jahrelange, sorgenfreie Verhütung“1 verspricht beispielsweise der Anbieter von GoldLuna®. Die österreichische Firma CSC Pharmaceuticals versteigt sich sogar zu dem  Slogan „goldene Zeiten mit der Goldspirale von Eurogine“2 – wobei offen bleibt, für wen die goldenen Zeiten anbrechen. Denn zumindest das steht fest: Goldspiralen kosten bis zu viermal so viel wie herkömmliche Kupferspiralen.3

©Thomas Kunz

Bei Goldspiralen handelt es sich wie bei konventionellen Kupferspiralen um flexible Plastikkörper in unterschiedlicher Form und Größe, die teilweise mit einem Kupferdraht umwickelt sind. Solche Kupferspiralen werden je nach Modell entweder mit Goldclips an den beiden Querärmchen der Spirale (z.B. Femena Gold®) oder durch einen Goldkern im Inneren des Kupferdrahtes (z.B. GoldLuna®) veredelt. Es handelt sich somit um Kupfer-Gold-Spiralen beziehungsweise goldhaltige Kupferspiralen.

Werbung von Anbietern, Gesundheitsportalen oder sonstigen Internetseiten zufolge sollen goldhaltige Spiralen zuverlässiger als Kupferspiralen eine Empfängnis verhüten, Schutz vor Gebärmutterentzündungen bieten und besser verträglich sein. Auch soll der Goldzusatz Korrosionseigenschaften des Kupferdrahtes und so die Haltbarkeit der Produkte verbessern und dadurch eine längere Liegedauer ermöglichen.

Angesichts der behaupteten Vorteile erstaunt es, dass keine veröffent­lichten klinischen Studien zu goldhaltigen Spiralen auffindbar sind.3 Auch die befragten Anbieter konnten der GPSP-Mutterzeitschrift arznei-tele­gramm® auf Nachfragen keine Studien übermitteln, die Vorteile goldhaltiger Produkte hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit belegen. Und Angaben zur Zuverlässigkeit der Spiralen, die üblicherweise mit dem Pearl-Index – Anzahl der Schwangerschaften pro 100 Frauen in einem Jahr – deklariert wird, sucht man in den meisten Produktinformationen4,5,6,7 vergeblich. Die Zuverlässigkeit soll je nach Modell zwischen 0,4 (GoldLuna®) und unter 1 (Femena Gold®)8 liegen. Bezogen auf 1.000 Frauen sind das 4 bis 10 unerwünschte Schwangerschaften pro Jahr trotz Verhütung mit einer Goldspirale. Diese Werte wurden offenbar von Daten baugleicher reiner Kupfermodelle abgeleitet, denn Gold selbst trägt nicht zur empfängnisverhütenden Wirkung der Spirale bei. Der Effekt hängt unter anderem von der Größe der Kupferoberfläche ab. Auch hinsichtlich der Liegedauer sind praktische Vorteile der goldhaltigen Modelle nicht erkennbar: Wie für viele der „unvergoldeten“ Kupferspiralen empfehlen die Anbieter eine Anwendungsdauer von fünf Jahren (vgl. GPSP 1/2007, S. 6).

Goldspiralen: Fazit

Vorteile von goldhaltigen Spiralen gegenüber herkömmlichen Kupferprodukten lassen sich nicht belegen. Aus medizinischer Sicht halten wir den Goldzusatz somit für überflüssig. In erster Linie handelt es sich um eine Marketingstrategie, mit der sich der Gewinn einer Spirale zusätzlich „vergolden“ lässt.3

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2015 / S.11