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Wunschkind mit Gräfin

Dass Nachwuchs sich immer zum falschen Zeitpunkt ankündigt, war das Leid früherer Generationen. Er kam ungewollt, wenn das Geld knapp war, oder es gab bereits genug hungrige Mäuler. Heute werden Kinder erst lange verhütet, und wenn das Nest bereitet ist, kommen sie oft gar nicht. Jedenfalls nicht prompt, nicht auf Bestellung. Die Reproduktionsmedizin soll das richten, und was sie da anrichtet, konterkariert den guten Wilhelm Busch: „Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr.“ Hoffnungsfrohe Paare quälen sich heutzutage mit verordnetem Sex, speziell die Frauen mit mühevollen Therapieversuchen.

Das geht aber doch viel einfacher und sanfter mit Schüßler-Salzen, wie uns Angelika Gräfin Wolffskeel von Reichenberg in ihrem neuen Ratgeber nahebringen möchte. Hat sie nicht recht, dass die „schulmedizinische Diagnose die Hoffnung auf das ersehnte Wunschkind oft zunichtemacht“?1 Mögen Kritiker auch noch so oft behaupten, dass Wilhelm Heinrich Schüßler mit seiner biochemischen Phantasie schon vor über 100 Jahren der Wissenschaft seiner Zeit hinterherhinkte (GPSP 5/2008, S. 11).

Mehr als 12 Salze und ein gewisses Plus braucht auch Gräfin Wolffskeel von Reichenberg nicht zu bemühen, denn die sollen ja gegen alles und jedes helfen. Und warum die Schüßlerschen Zauberkräfte beweisen? Lieber beteuert die Heilpraktikerin ungeniert: „Bei Störungen des Zyklus, der Sexualfunktionen und Fertilität werden bestimmte Salze verabreicht, die auch dem werdenden Vater zugutekommen.“ – Verschüßelt klingt das nicht. Die Gräfin verspricht rein gar nix.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2011 / S.07