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©Udo Kröner/Fotolia

Migränemittel ohne Rezept

Vorteile nur auf den allerersten Blick

Seit kurzem ist ein Migränemittel aus der Wirkstoffgruppe der Triptane ohne ärztliche Verordnung erhältlich. Das Präparat Formigran® von GlaxoSmithKline enthält zwei Tabletten mit dem Wirkstoff Naratriptan (2,5 mg). Diese Menge reicht für eine oder zwei Migräneattacken aus. Die Packung kostet 9,72 Euro.

Naratriptan gehört zur Wirkstoffgruppe der Triptane, die für manche Migränepatienten eine gute Wahl sind. Wer die starken einseitigen Kopfschmerzen, die meist von Übelkeit, Licht- und Geruchsempfindlichkeit begleitet sind, kennt und weiß, dass andere Medikamente ihm nicht so gut helfen, wird wahrscheinlich davon profitieren, dass Nara­triptan aus der Verschreibungspflicht entlassen wurde.

Es gibt aber auch Nachteile: Zum einen zahlen Sie Formigran® selbst. Dabei gibt es den Wirkstoff Naratriptan nach wie vor unter dem Handelsnamen Naramig® in größeren Packungen, die vom Arzt verordnet und den Kassen übernommen werden.

Zum andern sind Triptane zwar im Großen und Ganzen gut verträglich, aber sie wirken auf das Blutgefäßsystem und dürfen daher von Menschen mit Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen nicht oder nur mit besonderer ärztlicher Kontrolle verwendet werden. Sehr selten ist ein Herzinfarkt oder Schlaganfall Folge der Anwendung.

Wie bei anderen Schmerzmedikamenten kann der zu häufige Gebrauch von Triptanen sogar zu medikamentenbedingtem Kopfschmerz führen – ein Teufelskreis. Bisher hatte der Arzt die Möglichkeit, anhand der Verschreibungshäufigkeit von Triptanen die Häufigkeit und Schwere der Migräne zu erkennen und gegebenenfalls die Therapie durch eine konsequente Vorsorge zu verbessern. Dies alles wird nun mit dem Wegfall der Verschreibungspflicht für Naratriptan erschwert.

Alternativen

Wer unter Migräne leidet, sollte nicht gleich zu einem Triptan greifen. Das könnte aber passieren, weil das rezeptfreie Naratriptan nun kräftig beworben werden darf. Bei verschreibungspflichtigen Präparaten ist Werbung nur in Fachkreisen – also etwa Ärztezeitschriften – erlaubt. Auch die viel preiswerteren üblichen Schmerzmittel wie Paracetamol, Acetylsalicylsäure (GPSP Nr.1/2006, Seite 3), Ibuprofen oder Diclofenac wirken oft gut. Nimmt man zuerst Metoclopramid-Tropfen (verschreibungspflichtig), lindert dies nicht nur Übelkeit und Brechreiz, sondern bessert auch die Wirkstoffaufnahme und dadurch die Wirksamkeit der Schmerzmittel, die man eine viertel bis halbe Stunde danach einnehmen sollte. Aus Erfahrung wissen Betroffene meist selbst, welches Schmerzmittel ihnen am besten hilft. Manche kommen auch mit Paracetamol- oder Ibuprofen-Zäpfchen gut zurecht.
Wer häufig unter Kopfschmerzen leidet und die Ursachen nicht kennt, sollte zunächst einen Arzt konsultieren und nicht Naratriptan ohne Rezept kaufen – auch wenn es in vielen Apotheken schon jetzt ganz vorne im Regal steht.

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2006 / S.04