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Die Homöopathie-Lüge

Dieser Titel ist eine Provokation für alle, die Sympathien für homöopathische Mittel hegen. Damit haben die Medizinjournalisten Christian Weymayr und Nicole Heißmann kein Problem. Sie wollen endlich jene Lücke füllen, die in Buchhandlungen klafft: Da reiht sich Ratgeber an Ratgeber über homöopathische Globuli, aber nirgends steht eine fundierte Einschätzung zur Lehre und Wirkung der modernen Anhänger Hahnemanns.

Weymayr C und Heißmann N (2012) Die Homöopathie- Lüge. München: Piper, 332 S., 16,99 €

Mit Wirkung ist nicht nur die Frage gemeint, ob Homöopathie überhaupt wirksam ist – also wirksamer als eine Behandlung mit Placebo – sondern auch die Frage, warum gerade in den letzten Jahrzehnten viele Ärzte und Apotheker, Krankenkassen und Politiker vor der Magie einer 200 Jahre alten Lehrmeinung eingeknickt sind. Irgendwie hat sich das Gesundheitssystem mit der Homöopathie arrangiert. Es verkauft die Präparate, bezahlt Diagnosen, bietet Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte, Masterkurse an der Universität an.

Um dieses „irgendwie“ zu erklären, haben Weymayr und Heißmann eine Menge über Lobbyarbeit und Marktmechanismen und naive Medienleute zusammengetragen.

Auch den Erfolg bei Patienten sprechen die Autoren an, etwa das vielzitierte „Mehr an Zuwendung“ und dass „sich Erwartungen und Hoffnungen weitgehend dem Zugriff des Verstandes entziehen“. Warum sonst lassen sich so viele Menschen auf Präparate ein, die wenig bis gar keinen Wirkstoff enthalten? Wie sonst machen Vertreter der Homöopathie- Lehre glauben, dass die Mittel um so besser wirken, je höher sie „potenziert“ (also verdünnt) sind? Und wie können sie gleichzeitig empfehlen, zwei Globuli statt einem zu schlucken, wenn mehr Wirkung erzielt werden soll? Ist das alles Hokuspokus?, fragen Weymayr und Heißmann.

Natürlich gehen sie auch der Frage nach, was Studien mit homöopathischen Verfahren überhaupt messen, wenn sie tatsächlich einen Nutzen ermitteln. Können diese Studien ordentlich gemacht sein? Ist ein positives Ergebnis Zufall? Schade nur, dass das Buch voller Detailinformationen – auch über die Herren Grönemeyer und Walach, die Damen Veronica Carstens und Barbara Steffens, die Firma Heel und die Viadrina- Universität – kein Personen- und Sachwortregister hat. Aber einige wichtige Quellen werden im Text und am Ende genannt.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2013 / S.16