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Altersflecken

Vitamin-A-Kosmetik kein Zaubermittel

Der Mensch altert und mit ihm seine Haut. Wenn sich dabei die Pigmentierung verändert, entstehen sogenannte Altersflecken. Für viele ein schwer erträglicher Makel. Kosmetikanbieter versprechen Abhilfe – für viel Geld. Häufig ist Vitamin A oder eine chemisch verwandte Substanz der Hauptwirkstoff dieser Cremes & Co.

Altersflecken sind natürlich und harmlos. Die dunklen Stellen entstehen bevorzugt dort, wo häufiger die Sonne hinkommt: im Gesicht oder Dekolleté, auf Händen und Armen. Viele Menschen möchten diese Flecken wieder loswerden und denken über Gegenmaßnahmen nach.

Die Kosmetikindustrie verspricht Abhilfe und spart bekanntermaßen nicht mit markigen Worten: Ein Produkt soll „braune Flecken verblassen“ lassen,1 ein anderes verspricht, „Makel auszugleichen“ 2 oder für „ein strahlend schönes, gepflegtes Hautbild“ zu sorgen.3 Möglich ist die Zauberei manchmal nur dank einer „neuen Wunderwaffe“.4

Eingebauter Sonnenschutz

Viele kosmetische Produkte, die als „Antiaging“ angeboten werden, sollen die Entstehung von Altersflecken mindern können. Sie enthalten neben pflegenden Ölen und feuchtigkeitsspendenden Substanzen auch Sonnenschutzmittel.

Denn Sonneneinstrahlung vermehrt nicht nur das dunkle Farbpigment Melanin und bräunt die Haut, sondern sie ist auch für die Altersflecken verantwortlich. Jede Form von Sonnenschutz kann folglich dazu beitragen, den ungeliebten Altersflecken vorzubeugen, ist aber keineswegs in der Lage, bereits vorhandene zu beseitigen.

Vitamin A und Konsorten

Was hat es mit dem viel zitierten Vitamin A als Killer von Altersflecken auf sich? Vitamin A ist ein Sammelbegriff für mehrere chemisch ähnliche Substanzen. Dazu zählt etwa Retinol (Vitamin A 1). Vitamin A ist nicht sonderlich stabil, deshalb setzt die Industrie für Hautprodukte häufig chemische Abwandlungen (Ester) ein. Alle diese Substanzen werden im Körper in Vitamin-A-Säure umgewandelt, die eigentlich aktive Form.

Vitamin-A-Säure selbst, die auch als Retinsäure oder Tretinoin bezeichnet wird, ist in kosmetischen Produkten verboten. Der Hautarzt oder die Hautärztin kann Tretinoin jedoch unter bestimmten Bedingungen als Medikament bei schwerer Akne verschreiben. Da der Wirkstoff den Embryo schädigen kann, muss zum Beispiel eine Schwangerschaft sicher ausgeschlossen sein und Frauen müssen sehr konsequent verhüten.

Wie sich Vitamin A und seine Abkömmlinge auf die Hautalterung auswirkt, wurde zwar in einigen kleinen Studien untersucht, allerdings wurden darin bloß die Effekte auf die Hautalterung allgemein geprüft.5 Dazu zählt neben Straffheit, Dehnbarkeit und Elastizität auch die Pigmentierung. Ob Vitamin A in kosmetischen Hautprodukten wirklich Altersflecken vorbeugt oder sie verringert, lässt sich daraus nicht eindeutig ableiten.

Überdosis?

Als Nebenwirkungen der kosmetischen Hautbehandlung mit erlaubten Vitamin-A-Abkömmlingen werden Hautreizungen, Brennen, Jucken und Trockenheit beschrieben.5 Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat 2014 empfohlen, die Konzentrationen von Vitamin A in kosmetischen Mitteln zu beschränken.6

Der Grund: Vitamin A wird normalerweise mit der Nahrung aufgenommen. Als fettlösliches Vitamin kann es sich in unserem Fettgewebe anreichern. Wer zusätzlich zur Nahrung noch hochkonzentrierte Vitamin-A-haltige Kosmetika verwendet, riskiert darum ein Zuviel, eine sogenannte Hypervitaminose.

Gefährlich wird es, wenn das kosmetische Produkt großflächig aufgetragen wird oder wenn die Haut verletzt ist. Dann nimmt der Körper noch mehr Vitamin A auf. Eine Überdosierung kann zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Lebererkrankungen und Schuppung der Haut führen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat festgelegt, welche tägliche Menge empfehlenswert ist. Sie liegt bei etwa 1 mg Retinol-Äquivalenten und berücksichtigt alle Vitamin-A-Abkömmlinge.7 Diese Menge wird normalerweise durch eine ausgewogene Ernährung erreicht. Für Erwachsene sollte die Obergrenze bei 3 mg liegen. Bei einem erhöhten Osteoporose-Risiko wird eine geringere maximale Menge (1,5 mg) empfohlen. Diese gilt insbesondere für Frauen nach der Menopause – und genau die sind gleichzeitig die eigentliche Zielgruppe von Kosmetika gegen Altersflecken, die ab dem fünften Lebensjahrzehnt häufiger auftreten.

Fazit

Ob Kosmetik mit Vitamin-A-Abkömmlingen Altersflecken reduziert, ist nicht eindeutig belegt. Gerade nach den Wechseljahren riskieren Frauen möglicherweise mit diesen Körperpflegemitteln eine Überdosierung und unerwünschte Wirkungen.

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2016 / S.04